Rudolf Steiner (1861-1925), zunächst als Goetheforscher, Philosoph, Schriftsteller und Literaturkritiker in Fachkreisen geschätzt, später als Begründer der Anthroposophie, Schulgründer, Künstler und Sozialreformer weltweit bekannt geworden, hat – zumeist quer zu den Denkgewohnheiten seiner Zeit – immer wieder Bestehendes auf den Kopf und Zukünftiges auf die Beine gestellt.
Sein Lebensgang ist erfüllt von innerer Dynamik und zeigt eine beispielslose Schaffenskraft. Mit äusserster Intensität arbeitete er im Zeitalter des Materialismus für eine neue Weltanschauung, in der der Zusammenhang von Mensch und Kosmos wieder in den Mittelpunkt des Bewusstseins gerückt wird.
Fragen der Erkenntnis bestimmten das Leben Rudolf Steiners seit früher Jugendzeit. Seine Biographie Mein Lebensgang liest sich daher über weite Strecken als ein Bericht fortschreitender Erkenntnisbemühungen. Seine Biographie führte ihn durch Wien, Weimar, Berlin und Dornach und als Vortragenden durch viele europäische Länder.
Mit grosser Hingabe interessierte er sich für die inneren Anliegen anderer Menschen und stand mit vielen berühmten Zeitgenossen, wie z.B. Else Lasker Schüler, Rainer Maria Rilke, Andrej Belyi, Ernst Haeckel und Hermann Grimm in Kontakt. Mit 33 Jahren schrieb er sein philosophisches Hauptwerk Die Philosophie der Freiheit, das Fundament der anthroposophischen Geisteswissenschaft, welche er in ca. 30 weiteren Publikationen vertiefte und erweiterte. Desweiteren erschienen mannigfache Artikel, Aufsätze und Kritiken zur Kultur- und Zeitgeschichte.
1903 begründete Rudolf Steiner die Zeitschrift Lucifer-Gnosis und 1921 die Wochenschrift Das Goetheanum. Es war ihm wichtig die Inhalte der Anthroposophie nicht nur durch das Wort zu vermitteln, sondern auch durch die Kunst sprechen zu lassen. Sein Hauptanliegen, die Idee des freien Menschen, versuchte er in einer neun Meter hohen Skulptur sichtbar zu machen, er gestaltete malerisch die Kuppeln vom ersten Goetheanum, entwarf Skizzen zu Glasfenstermotiven und zeichnete Eurythmieformen zu Gedichten und musikalischen Werken.
Lesen Sie auch hier die Biographie Rudolf Steiners in einer Zusammenstellung von Dr. Walter Kugler!
Im Kontext
„Rudolf Steiner will seine Weltanschauung allen teilhaftig machen. Er nimmt ein Schöpferisches in jedem Menschen an. Man kann seine Erkenntnis nur dann ganz eigentlich verstehen, wenn man sie anwendet, das heisst, wenn man sein Inneres entwickeln will. Dies ist jedermann gegeben, dem einfachsten und dem kompliziertesten Menschen. Jedoch ist es zugleich auch nicht jedem gegeben. Der Entschluss entscheidet. Die innere Tat ist nötig. Man muss ein geistiger Wikinger sein.“
– Albert Steffen, Schriftsteller
Unermüdlich arbeitete Rudolf Steiner daran die Menschen zum geistigen „Wikingertum“ zu motivieren. Er sprach nicht nur über Kunst oder dozierte Kunstgeschichte, sondern nahm selbst das Schnitzmesser, den Pinsel, den Ton in die Hand, er malte selbst eine Kuppel des ersten Goetheanums aus, plastizierte Architekturmodelle und zeichnete Eurythmieformen. Er schrieb vier Bühnenstücke und dichtete Sprüche für Schüler, Lehrer und Ärzte, verfasste Ritualtexte für die Christengemeinschaft und forschte in der Wissenschaft. Heute, achtzig Jahre nach seinem Tod, ist es ist mehr das „Wie“ als das „Was“, welches die Generation von „Steiners Erben“ anregt immer wieder seine Aktualität aufzudecken und in Kunst, Wissenschaft und Religion weiter zu entwickeln.
Biographie
Fragen der Erkenntnis bestimmten das Leben Rudolf Steiners seit früher Jugendzeit. Seine Biographie Mein Lebensgang liest sich daher über weite Strecken als ein Bericht fortschreitender Erkenntnisbemühungen. Seine Biographie führte ihn durch Wien, Weimar, Berlin und Dornach und als Vortragenden durch viele europäische Länder.
Mit grosser Hingabe interessierte er sich für die inneren Anliegen anderer Menschen und stand mit vielen berühmten Zeitgenossen, wie z.B. Else Lasker Schüler, Rainer Maria Rilke, Andrej Belyi, Ernst Haeckel und Hermann Grimm in Kontakt. Mit 33 Jahren schrieb er sein philosophisches Hauptwerk Die Philosophie der Freiheit, das Fundament der anthroposophischen Geisteswissenschaft, welche er in ca. 30 weiteren Publikationen vertiefte und erweiterte. Desweiteren erschienen mannigfache Artikel, Aufsätze und Kritiken zur Kultur- und Zeitgeschichte.
1903 begründete Rudolf Steiner die Zeitschrift Lucifer-Gnosis und 1921 die WochenschriftDas Goetheanum. Es war ihm wichtig die Inhalte der Anthroposophie nicht nur durch das Wort zu vermitteln, sondern auch durch die Kunst sprechen zu lassen. Sein Hauptanliegen, die Idee des freien Menschen, versuchte er in einer neun Meter hohen Skulptur sichtbar zu machen, er gestaltete malerisch die Kuppeln vom ersten Goetheanum, entwarf Skizzen zu Glasfenstermotiven und zeichnete Eurythmieformen zu Gedichten und musikalischen Werken.
Personen
Rudolf Steiner stand mit vielen seiner Zeitgenossen in regem Kontakt, hunderte von Briefen und Erinnerungsschriften geben Einblicke in geführte Privatgespräche, öffentliche Diskussionen, Konferenzen, Generalversammlungen und Tagungen.
„So war es mit Menschen, so war es mit Weltanschauungen. Ich ging gerne zu Suphan, ich ging gerne zu Hartleben. Suphan ging nie zu Hartleben; Hartleben nie zu Suphan. Keiner konnte in des anderen Denk- und Gefühlsrichtung eintreten. Ich war sogleich bei Hartleben, wie bei Suphan zu Hause. Aber weder Suphan noch Hartleben kamen eigentlich zu mir. Sie blieben auch, wenn sie zu mir kamen, bei sich. In meiner geistigen Welt konnte ich keine Besuche erleben.“
(R. Steiner ; Mein Lebensgang GA 28)
Weiterführende Literatur
Anthroposophie im 20. Jahrhundert; Verlag am Goetheanum
Erinnerungen an Rudolf Steiner; Verlag Freies Geistesleben 1979
Meine Lebensbegegnung mit Rudolf Steiner; Fr. Rittelmeyer 1928
Verwandeln des Lebens; A. Belyj, Zbinden Verlag
Forschungsstelle Kulturimpuls
Hier finden Sie Biographien, Dokumentationen, Bilder, biographische Daten und Bibliographien zu über 1300 Personen, die die Geschichte der Anthroposophie im 20. Jahrhundert geprägt haben. Desweiteren finden Sie eine Liste aller ca. 12 000 in der Forschungsstelle Kulturimpuls dokumentierten Personen.
Biographien auf Forschungsstelle Kulturimpuls von:
- Michael Bauer
- Andrej Belyj
- Christian Morgenstern
- Edith Maryon
- Marie von Sivers
- Albert Steffen
- Carl Unger
- Ita Wegman
Kunst
Rudolf Steiners künstlerischer Nachlass steht in unmittelbaren Zusammenhang zu seinem Vortragswerk. Er beschreibt die Möglichkeit das gewöhnliche, ordnende, analysierende Denken zu einem tätigen künstlerischen zu steigern: „Man muss ebenso denken können in Farben, in Formen, wie man denken kann in Begriffen, in Gedanken.“
Mit diesem Ausspruch versuchte Steiner in einem Vortrag die Intention des ersten Goetheanums, Hochschule, Festsaal und Tagungsstätte der Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach, plastisch greifbarer zu machen.
Dieser von ihm entworfene Bau sollte mit allem, was dort gesprochen und künstlerisch dargeboten wurde als Gesamtkunstwerk im Einklang stehen.
Die Bühnenaufführungen von Goethes Faust und Rudolf Steiners Mysteriendramen wurden durch Eurythmie, Sprachgestaltung und Beleuchtungskunst auf mehreren Ebenen der Kunst gleichzeitig verdichtet erlebbar.
Die Architektur, und die bildnerischen Gestaltung des Goetheanums können in diesem Sinne als Abbild des Geistigen Lebens, das in ihm stattfand, verstanden werden.
Steiner gab den Menschen, die an dem Bau arbeiteten beispielhafte Skizzen und Entwürfe als Anregung. An die Skulptur, dem „Menschheitsrepräsentant“, die als Mittelpunkt des Goetheanums das Wesen des Menschen zur plastischen Erscheinung bringen sollte, hat er persönlich Hand angelegt.
Steiner selbst hat sich nie als Künstler begriffen, stets betonte er, dass er nur Anregungen zur Kunst geben wolle, die die Künstler zu einem gediegenen Abschluss bringen sollten.
So nahm die Eurythmie im Zusammenwirken von Marie Steiner und Edith Maryon konkrete Gestalt an. Diesbezüglich könnte das Eingangszitat dahingehend erweitert werden, dass Denken auch in bewegten Gesten und Klangbildern möglich ist.
Mehr zum Thema Kunst und Anthroposophie
Vom Begreifen der Kunst zur Kunst des Begreifens
Rudolf Steiner führt Denktätigkeit und Kunst zusammen, indem er das Begreifen selbst als etwas Kunstvolles darstellt, dass wenn es kunstvoll genug praktiziert ist, auch die Einsicht in die lebendige Sphäre der Kunst eröffnen kann.
Naturwissenschaft und Kunst
Weil das künstlerischen Begreifen durch die Willenskraft beweglicher ist ein ermöglicht es einen Tieferen Einblick in die Natur. Naturprozesse sollten beweglich vorgestellt werden können. Durch diese Vorstellungsweise sind die Sockelmotive im großen Saal des Goetheanums zu Goethes Metamorphose der Pflanze entstanden. Dort werden keine Einzelteile der Pflanze abgebildet, sondern die Lebensgeste in einer plastischen Form zu Erscheinung gebracht. Durch solche Betrachtungsweise kann sich der Mensch in der Natur wiederfinden.
Moralische Phantasie
Wenn sich der Mensch durch ein künstlerisch aktives Denken bewusst wird, er moralische Phantasie aufbringt und sie sachgemäß in den Alltag einbringt, wird er nicht mehr fremdbestimmt. Er kann sein Handeln intuitiv künstlerisch gestalten und wird authentisch. Insofern schließt der Begriff der sozialen Plastik, der in den 70er Jahren den Zusammenhang zwischen dem Schaffen einer Skulptur und der Gestaltung sozialer Verhältnisse ins Bewusst sein hob, inhaltlich an den Gedanken von Steiners Philosophie der Freiheit an.
Edition & Archivierung
Die Rudolf Steiner Gesamtausgabe wird von der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung mit Sitz in Dornach/Schweiz herausgegeben. Die bibliographische Übersicht sieht die Herausgabe sämtlicher Werke, Aufsätze, Vorträge und künstlerischer Arbeiten, sowie der sich im Archiv befindlichen Fragmente, Notizen, Briefe usw. vor. Zur Zeit (Stand 2003) sind 350 Bände erschienen. Diese sind in drei Abteilungen und mehrere Unterabteilungen gegliedert. Innerhalb dieser Abteilungen sind die einzelnen Bände chronologisch geordnet.
Die Abteilung A umfasst alles was Rudolf Steiner in schriftlicher Form niedergelegt hat. Im ersten Teil erscheinen die zu seinen Lebzeiten veröffentlichten Werke. Es folgen die Gesammelten Aufsätze und in einer dritten Gruppe die Veröffentlichungen aus dem Nachlass.
Die Abteilung B beinhaltet Rudolf Steiners Vorträge und ist gegliedert in seine öffentlichen Vorträge, Mitgliedervorträge und Kurse zu einzelnen Lebensgebieten.
Die Abteilung C umfasst die Reproduktionen der künstlerischen Arbeiten. Entwürfe, Skizzen, Modelle, Pastelle, Aquarelle werden in Kunstmappen und als Einzelblätter herausgegeben. Eine Unterabteilung bilden die Eurythmieformen, Eurythmiefiguren, die Modelle der Goetheanumbauten und die Skizzen zur Malerei.
Der aktuelle Katalog zur Gesamtausgabe ist zu beziehen bei:
Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz www.steinerverlag.com
Informationen zur Edition: www.rudolf-steiner.com
Mit freundlicher Genehmigung durch anthromedia.net zur Verfügung gestellt.