Von Helga Bernold, Demeter-Landwirtin aus dem Weinviertel
Kreislaufwirtschaft ist ein viel strapaziertes Wort. So wichtig Kreislaufwirtschaft auch ist – so komplex gestaltet sich diese Begrifflichkeit, wenn wir genauer hinsehen. Alles und jedes findet seine Verwertung, nichts verlässt ungenützt den Kreis, alles bleibt im Fluss und optimalerweise kommt irgendwie mehr heraus, als man hineingesteckt hat.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass wir alle in der Regel ein großes Stück weit davon entfernt sind. Lebensmittel, Dünger, Ausscheidungen, Abfälle – vieles davon wird quer über den Globus transportiert und manches in Endlagern vergraben – also weit weg von einem Kreislauf.
Wie so oft liegt es aber an jedem Einzelnen sich dem Ideal zu nähern und so ist es schon ein großer Schritt innerhalb einer Landwirtschaft, die Kreisläufe so gut wie möglich zu erhalten. Weiter gedacht auch überbetrieblich in Form von Kooperationen und Gemeinschaften.
Kreisläufe verlangen eine gewisse Balance und diese ist je nach Betrieb oftmals sehr unterschiedlich und führt so zum individuellen Hoforganismus. Wir dürfen den Geist schulen für das allgemeine Ideal eines Organismus, um darin das individuelle Besondere erkennen zu können.
Die großen Ströme in der Landwirtschaft sind natürlich Ackerkulturen, Futter, Abfall, Mist, Dünger und Treibstoff. Die Frage nach dem Boden und dessen Bearbeitung, die Fruchtfolge, die Kulturpflege, die Wirtschaftsdüngeraufbereitung sowie die Nährstoffdynamik sind alles Faktoren, die eine qualitative Lebensmittelerzeugung beeinflussen. In der biodynamischen Landwirtschaft haben wir zur Unterstützung die Präparate. Umso besser die landwirtschaftliche Basisarbeit passiert, desto wirkungsvoller ist deren Einsatz.
Wir unterscheiden die sogenannten Spritzpräparate und die Kompostpräparate.
Ersteres sind Hornmist und Hornkiesel. Für das Hornmist (500) wird in der Tat ein prächtiger Kuhfladen in ein Kuhhorn gefüllt, über den Winter vergraben und im Frühling wieder ausgegraben. Siehe da – aus einfachem Kuhdung wird ein kolloidales, wohlriechendes huminstoffreiches „Etwas“, ein Vorbild für unsere Böden.
Dieses wird in warmem Wasser dynamisiert (gerührt li / re), mit Sauerstoff angereichert und auf die Felder ausgebracht. Optimalerweise abends und nahe der Saat. Es stärkt das Wachstum vom Boden aus, es schiebt sozusagen und wirkt belebend.
Das Hornkieselpräparat stellt quasi einen Konterpart zum Hornmistpräparat dar. Es wirkt vor allem auf die Formkräfte und die Harmonisierungsprozesse in der Pflanze und vermittelt der Pflanze das „Bewusstsein“ ihrer Qualitäten und Eigenschaften. Es zieht die Pflanze von oben und steht in Beziehung zum Licht. Die Wirkung ist auch einfach mittels Refraktometer nachvollziehbar. Für dieses Präparat vermahlen wir Bergkristall mehlfein, verrühren ihn mit Wasser zu einem Brei und füllen diesen in ein Kuhhorn, welches wir über den Sommer eingraben. Hornkiesel, auch 501 genannt, wird im Morgengrauen in den wüchsigen Phasen der Pflanze gesprüht. Beide Spritzpräparate sollten innerhalb von zwei Stunden ausgebracht werden.
Somit sind Boden und Pflanzen gut versorgt, die Pflanzen wachsen und gedeihen. Schließlich landen sie irgendwie in welcher Form auch immer wieder auf dem Misthaufen, dann gilt es sich um diesen zu kümmern. Die Landwirtschaft ist eine Kulturtätigkeit, Mist ist Mist und um ihn bodenverträglich zu machen, braucht es wieder eine Art von Kulturtechnik – das Kompostieren/Fermentieren. Es gibt viele Möglichkeiten, Denkansätze und Ideologien, deren Darstellung den Rahmen hier sprengen würden. Aber eines ist sicher, gleichgültig welche Form der Fermentation gewählt wird: Mit den biodynamischen Kompostpräparaten erreiche ich eine bessere Qualität und Wirksamkeit.
Hier die Präparate in aller Kürze, diesmal ohne nähere Erläuterung der Herstellung.
Schafgarbe 502 hat die Verbindung zum Schwefel, verkörpert Aufmerksamkeit und Offenheit und wirkt belebend.
Kamille 503, beugt schwachem Wachstum vor, stärkt die Lebenskräfte und macht die Pflanze stark gegen Schadinsekten
Brennessel 504, die Vernünftige, steht für das Stickstoff – Eisenverhältnis.
Eichenrinde 505, gegen üppiges Wachstum und Pilzkrankheiten, stärkt Form und Struktur.
Löwenzahn 506, steht für die Empfindsamkeit und schaut, dass Kali und Kieselsäure in richtiger Wechselwirkung fungieren.
Baldrian 507, der Wärmende, steht im guten Verhältnis zum Phosphor.
Diese Präparate werden entsprechend in die aufgesetzte Miete eingebracht.
Kompostkugeln, Erde/Kompostmischung mit Präparatefüllung
Für alle tierhaltende Betriebe kann ich nur empfehlen, diese schon im Stall anzuwenden, z.B. im Tieflaufstall. Wenn die Strohmistmatte bereits halbwegs vorhanden ist, werden die Kompostpräparate wie oben dargestellt mit dem Ergebnis eingebracht, dass sich Geruch und Konsistenz sowie Farbe merklich bessern.
Ein Vermerk noch zum Baldrian, dieser wird 10min gerührt und dann über die Miete bzw. im Stall versprüht.
Sie nimmt das Leben nicht einfach, wie es ist, sondern sie gestaltet es. Als Helga Bernold nach ihrer Karriere in der IT-Branche beschloss, den Nebenerwerbsbetrieb im Weinviertel mit den Methoden der Demeter Landwirtschaft aus dem Dornröschenschlaf zu holen, staunten viele. Ein vitaler, vielfältiger Betrieb ist mit Mutterkuhherde samt Stier auf weitläufigen Weiden, Hofschlachtung und Verarbeitung in der eigenen Fleischwerkstatt gewachsen. Ein Beispiel für zukunftsweisende Bodenbearbeitung und dem Einsatz von gezielter Fruchtfolge. Helga Bernold ist im Vorstand von Demeter Österreich und BFDI Biodynamic Federation Demeter International. www.wagyu.at